Inhaltsverzeichnis
1 Zukunftsbegriff (im Vergleich zu Gegenwart und Vergangenheit)
2 Absicht
3 Möglichkeitsform (Potential)
4 Aufforderung
Zukunftsbegriff (im Vergleich zu Gegenwart und Vergangenheit)
Die traditionelle Grammatik hat folgendes gelehrt: Die grammatische Zukunft wird im Deutschen mit dem Hilfsverb werden gebildet:
-Marion wird morgen gegen 16.30 Uhr eintreffen. (Futur I)
-Egon wird morgen gegen 16.30 Uhr eingetroffen sein. (Futur II)
Die Forschung hat indessen gezeigt, dass die Verwendung dieser Bildungsart vor allem am Tempusgebrauch des lateinischen Verbs mit seiner streng durchgehaltenen so genannten Zeitenfolge (engl. sequence of tenses, lat. consecutio temporum) orientiert war. In der deutschen Sprache konnte sich die strikte Anwendung dieser Regeln außerhalb der Schriftsprache einer Bildungsschicht mit Lateinkenntnissen nie richtig durchsetzen; auch aus stilistischen Gründen wirkt ein andauernder Gebrauch von werden schwerfällig. Überdies ist in Aussagen, die bereits einen klaren Zukunftsbezug aufweisen (in obigen Sätzen das morgen), eine zusätzliche Kennzeichnung der Zukunft im Verb aus sprachökonomischen Gründen eigentlich unnötig.
Aus diesen Gründen wird in der Mehrheit der Fälle das grammatische Präsens als Zukunftsform an Stelle von Futur I benutzt:
-Marion trifft morgen gegen 16.30 Uhr ein.
Wie eine 1982 an einem repräsentativen Korpus von Texten durchgeführte Untersuchung ergeben hat, wurde dort "Zukünftiges" bloß in 4,6 % der Fälle mit dem Futur I ausgedrückt, während für das Präsens 76,0 % errechnet wurden.
Damit ist die Präsensverwendung mit Zukunftsfunktion im Deutschen klarerweise nicht als "Fehler" oder "umgangssprachlich" zu qualifizieren.
Absicht
Auf die Frage: "Was machst du morgen? " drückt die Antwort: "Ich will ins Kino gehen." ebenfalls eine Zukunftsform aus.
Möglichkeitsform (Potential)
Die Form von Futur II wird als Möglichkeitsform verwendet
-Robert wird bereits eingetroffen sein. (Futur II)
-Eva wird in einer Stunde eingetroffen sein.
Aufforderung
Die Form von Futur I (in der zweiten Person) wird als Aufforderung verwendet:
-Du wirst dein Mittagessen aufessen.
Oder als auffordernde Frage:
-Wirst du doch dein Mittagessen aufessen?
-Du wirst doch dein Mittagessen aufessen!
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