Gemeint ist damit, dass es an zwei Wortarten partizipiert. Ähnliches bringt die aus der Mode gekommene Bezeichnung Mittelwort zum Ausdruck, weil das Partizip quasi in der Mitte zwischen Verb und Adjektiv steht.
Im Deutschen gibt es die folgenden beiden Partizipformen:
Partizip 1
(Traditionell und eigentlich falsch Partizip Präsens bzw. Partizip der Gegenwart genannt, weil es zeitunabhängig gebraucht wird.)
Es handelt sich um ein Adjektiv, das sinngemäß der Aktivform des Verbs zuzuordnen ist.
Beispiele:
-die liebende Mutter
-das singende Mädchen
Partizip 2
(Traditionell und falsch als Partizip Perfekt Passiv (PPP) bezeichnet.)
Es handelt sich um ein Adjektiv, das sinngemäß der Passivform des Verbs zuzuordnen ist.
Beispiele:
-die geliebte Mutter
-das gesungene Lied
Das Partizip Perfekt wird im Deutschen zur Bildung einiger Tempusformen des Verbs verwendet, z. B. im Perfekt, Plusquamperfekt und Passiv.
Balto-slawische Partizipien
Besonders viele Partizipialformen gibt es in den baltischen und slawischen Sprachen. Die synthetischen Verbformen werden nach Tempus und Genus verbi abgewandelt, außerdem noch wie Adjektiva nach Kasus und Numerus. Darüber hinaus unterscheiden Partizipien zwischen Kurz- und Langformen (die slawischen resultativen Partizipien haben heute in der Regel nur mehr Kurzformen). Durch Kombination dieser grammatischen Kategorien ergeben sich bis zu mehrere Dutzend Formen, die in der Regel nur selten zusammenfallen. Allerdings werden in einigen Sprachen die Partizipien verdrängt und mit Nebensätzen paraphrasiert.
Beispiel aus dem Litauischen: Inf. matyti "sehen", akt. Präsens mask. Nom. Sg. matąs/matantis "der sieht", akt. Perfekt mask. Nom. Sg. matęs "der gesehen hat", akt. iter. Perfekt mask. Nom. Sg. matydavęs "der wiederholend gesehen hat", akt. Futur mask. Nom. Sg. matysiąs/matysiantis "der sehen wird", pass. Präsens mask. Nom. Sg. matomas "der gesehen wird", pass. Perfekt mask. Nom. Sg. matytas "der gesehen worden ist", pass. Präsens mask. Nom. Sg. matysimas "der gesehen werden wird".
Prädikativ können einige baltische Paritizipen den Modus relativus ausdrücken, z.B. litauisch Jis sako buvęs namie (Er sagt, er sei zu Hause gewesen), kuršiai gyvenę šiaurėje (die Kuren lebten im Norden; vgl. die Indikativform gyveno) bzw. im Passiv kuršių gyventa šiaurėje (dass.; im Indikativ käme noch das Hilfsverb hinzu: buvo gyventa). Analog dazu wird auch das Transgressiv verwendet, wenn sich das Subjekt des Hauptsatzes von dem der indirekten Rede unterscheidet, z.B. jis sakė tėvą išęjus (er sagte, dass der Vater weggegangen sei; diese Konstruktion heißt in Latein Accusativus cum participio).
Von Partizipien abgeleitete infinite Verbformen
In den baltischen und slawischen Sprachen gibt es den Transgressiv (z.B. lit. matant, mačius, matysiant von matyti "sehen") und in den baltischen Sprachen auch Halbpartizipien, z.B. litauisch rašydamas (schreibend, Infinitiv rašyti), lettisch likdams (legend, Infinitiv likt). Halbpartizipien können nur als satzwertige Verbalphrasen verwendet werden. Ins Deutsche werden sie meist durch Nebensätze paraphrasiert.
In einigen Sprachen kongruiert die infinite Verbform mit dem Bezugswort in Genus und Numerus, z.B. im Tschechischen (Transgressiv) oder Litauischen (Halbpartizip), vgl. litauisch Jis įėjo verkdamas vs. Ji įėjo verkdama , was in etwa dem österreichischen (verschriftdeutscht) Als ein(e) Weinende(r) ist er/sie hereingekommen entspricht.
Modalitätsausdrücke
Einige Sprachen kennen spezielle Partizipialformen, die modale Aspekte ausdrücken. Beispielsweise im Litauischen gibt es das Partizip des Müssens (Partizipium Necessitatis), dessen Bedeutung dem deutschen Gerundiv ähnlich ist, z.B. rašytinas straipsnis (der zu verfassende Aufsatz). In einigen slawischen Sprachen gibt es das Partizip der Möglichkeit, z.B. im Obersorbischen (korigujomny korrigierbar, wobdźiwajomny bewundernswert), im Niedersorbischen (widobny sehbar, zranjobny verletzbar) oder im Tschechischen (korigovatelný korrigierbar). Manche modalen Partizipien haben jedoch ihre Modalität allmählich eingebüßt. Darüber hinaus können auch die üblichen Partizipien als Modalitätsausdrücke verwendet werden, z.B. lettisch dzerams (trinkbar), im Litauischen und Russischen haben meist die negierten Formen einen modalen Nebensinn, z.B. lit. neištariamas (unaussprechbar), russ. nerešaemyj (unlösbar). Ob ein Partizip modale Aspekte ausdrücken kann, hängt von dessen Tempus, Verbalaspekt und Genus verbi ab, die Kriterien variieren von Sprache zu Sprache. Modale Partizipien sind durch Nebensätze mit Modalverben paraphrasierbar.
Verwendungsweisen
Im Lateinischen dient das Partizip auch als Satzverkürzer in der Konstruktion des Participium Coniunctum.
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